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Aus dem Evangelium nach Johannes (14, 15 - 21)

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:

Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.

Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben,

der für immer bei euch bleiben soll.

Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann,

weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt.

Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.

Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, sondern ich komme wieder zu euch.

Nur noch kurze Zeit, und die Welt sieht mich nicht mehr;

ihr aber seht mich, weil ich lebe und weil auch ihr leben werdet.

An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater,

ihr seid in mir und ich bin in euch.

Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt;

wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden

und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.


Predigt zum Sechsten Sonntag der Osterzeit

„Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten!". Für manche mag das seltsam klingen: Liebe und Gebote, gehört das zusammen? Hat nicht Liebe etwas mit Freiwilligkeit zu tun? Und haben wir Jesus nicht immer so verstanden, dass allein die Liebe zählt, und er doch immer auf die starre Gesetzesgerechtigkeit geschimpft hat?

Und jetzt soll das Halten der Gebote der Maßstab der Christlichkeit und Jesus-beziehung sein?

Man kann aber auch sagen: Was denn sonst! Nehmen wir als Vergleich einen Autofahrer. Wen bezeichnen wir als guten Autofahrer? Einen, der rücksichtslos anderen die Vorfahrt nimmt? Einen, der sein Auto gedankenlos quer auf den Parkplatz stellt und damit drei Plätze auf einmal blockiert? Oder nennen wir einen guten Autofahrer einen, der sich an die Regeln hält, der vorausschauend fährt und sieht, was geboten ist, und der sich an die Parkplatzlinien hält, weil er weiß, dass andere auch ihr Recht haben. Sich an Gebote und Regeln zu halten ist keine veraltete Verhaltensweise für Leute ohne eigenen Willen, sondern Zeichen für Rücksicht und Aufmerksamkeit im Zusammenleben mit anderen.

Und das gilt auch für das Christsein. Die Liebe, von der Jesus spricht ist nicht einfach Gefühlssache. Liebe das sind auch Taten, und deshalb ist ja bei Jesus das erste Gebot das Doppelgebot der Liebe zu Gott und zum Nächsten. Dem Nächsten unsere Liebe zu zeigen geht am Besten durch Taten, durch Aufmerksamkeit Rücksichtnahme und Hilfe. Und Gott unsere Liebe zeigen? Dazu braucht es das Gleiche. Wir können Gott selbst nichts Gutes tun. Wir können ihm nur unsere Liebe zeigen, wenn wir tun, was er geboten hat: „Wer meine Gebote hält, der ist es, der mich liebt."

Das ist wie in jeder Liebesbeziehung: Liebes- und Treueschwüre allein reichen nicht aus um die Beziehung zu erhalten, es braucht auch Taten, Zeichen, kleine und große Aufmerksamkeiten, mit denen man sich gegenseitig immer wieder der Liebe vergewissert. Jesus predigt keine Gesetzesfrömmigkeit, sondern eine lebendige Liebesbeziehung, in denen die Gebote, die Regeln christlichen Zusammenlebens kein Widerspruch dazu sind, sondern lebendige Ausdrucksform der Liebe zu Gott, die sich in der Liebe zum Nächsten zeigt. Amen.