Bild: Pfarrbriefservice.de

Aus dem Johannesevangelium (6, 51 - 58)

In jener Zeit sprach Jesus:

Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.

Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben.

Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, i

ch gebe es hin für das Leben der Welt.

Da stritten sich die Leute und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?

Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, das sage ich euch:

Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt,

habt ihr das Leben nicht in euch.

Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben,

und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag.

Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise und mein Blut ist wirklich ein Trank.

Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.

Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe,

so wird jeder, der mich isst, durch mich leben.

Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.

Mit ihm ist es nicht wie mit dem Brot, das die Väter gegessen haben;

sie sind gestorben.

Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.


Predigt zum Fronleichnamsfest

"Ich bin das lebendige Brot. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben!", sagt Jesus. Klingt ziemlich nach Automatismus, wie bei einer Medizin: man nehme einmal das eucharistische Brot ein, die Wirkung ist dann ewiges Leben. Dieser Satz führte auch im Mittelalter zu ernsthaften Diskussionen unter den Theologen: Wenn beim Brotbrechen, ein Stückchen von der Hostie unbemerkt vom Altar fällt. und eine Maus kommt und frisst dieses...Hat sie dann die Kommunion empfangen? Hat auch sie Christus aufgenommen, und damit Anteil an seinem Leib und Leben?

Der Fehler bei dieser Idee ist, dass man zu sehr an das Material denkt, als wäre das ewige Leben ein Wirkstoff im Mehl des gewandelten Brotes, und egal, wer es aufnimmt, es wirkt. Und dieser Denkfehler kann auch dadurch entstehen, dass es scheint, dass der Evangelist Johannes auch ganz handfest vom Material spricht: vom Fleisch Jesu. Man beachte aber: Johannes schreibt wie alle Evangelisten die Aussagen Jesu nicht wortwörtlich auf, denn Jesus hat aramäisch gesprochen, die Evangelien aber sind auf griechisch abgefasst. Und alle anderen Evangelisten und auch der Apostel Paulus benutzen nicht das griechische Wort für "Fleisch", sondern das Wort für "Leib". Und Leib ist im damaligen Sprachgebrauch weit mehr, als nur das, was man sehen und berühren kann.

Leib ist der ganze Mensch, ganz und gar mit dem was an ihm wichtig ist. Das ist weit weniger der Körper sondern viel mehr sein Wesen, seine Art, seine Liebe, seine Beziehung zu den Menschen, seine Hingabe an seine Botschaft und natürlich auch an Gott den Vater. Und das kann nur der aufnehmen, der Jesus kennt, der ihn versteht, der an ihn glaubt. Eine Maus, die an der Hostie knabbert kann das natürlich nicht.

Schon Paulus schreibt ja: "Ist das Brot, das wir teilen nicht Teilhabe am Leib Christi?". Und wir sollen ja nicht teilhaben am Körperfleisch Jesu von Nazareth, sondern am göttlichen Wesen des Auferstandenen, und dann haben wir auch Anteil an seinem ewigen Leben. "Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben!".

Das Brot vom Altar ist etwas Materielles und Handfestes. Wir können es nehmen und essen und in uns aufnehmen. Wir können es auch in die Monstranz setzen und in feierlicher Prozession durch die Straßen tragen. Wir sind dankbar für dieses sichtbare Zeichen der Liebe.

Worauf es aber ankommt ist das, was man nicht sehen und schmecken kann: Jesus Christus will bei uns sein und in uns sein. Er will dass wir sein Wesen aufnehmen und übernehmen, damit wir teilhaben an seiner Sendung und dann auch an seinem Leben. Amen.