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Aus dem Johannesevangelium (3, 16 - 18)

In jener Zeit sagte Jesus zu Nikodemus:

Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab,

damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht,

sondern das ewige Leben hat.

Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet,

sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.

Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet;

wer nicht glaubt, ist schon gerichtet,

weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat.


Predigt zum Dreifaltigkeitssonntag

Im Theologiestudium gibt es ja mehrere Fächer: Kirchengeschichte, Biblische Einleitung, Kirchenrecht oder auch: Fundamentaltheologie. In diesem Fach geht es darum, die theologischen Begriffe, die wir immer wieder benutzen, genau zu beschreiben, welche Bedeutungen drin stecken und welche nicht. Und der zuständige Professor zu meiner Studienzeit war berühmt dafür, in der Prüfung keine langen Fragen zu stellen, sondern einfach die Begriffe aufzuzählen, die erklärt werden sollten. Dann hieß es zum Beispiel: "Jesus Christus...Sohn Gottes...nun?", und der Prüfling konnte loslegen sein Wissen zu präsentieren.

Und wenn er gefragt hätte: "Ein Gott...Dreifaltigkeit...nun?". Ein Theologiestudent müsste dann mit den ganzen dogmatischen Definitionen antworte, vom einen Wesen Gottes und den drei Personen, ungetrennt und unvermischt, und wie dieser Glaube in vielen Konzilien und Diskussionen definiert wurde.

Wenn mich aber jemand auf der Straße fragen würde, was das denn solle, mit dieser Dreifaltigkeit, dann würde ich das einfach weglassen, dann würde ich anders erklären.

Zuerst: Gott ist Gott, und er ist damit sowieso anders als wir Menschen. Und Gott ist so wie er sein will, er hat keine Grenzen und Beschränkungen. Und Gott wollte die Schöpfung, das Leben und die Menschen, und er wollte, dass die Menschen eine Ahnung von ihm haben, damit sie in der Lage sind, sich ihm - ganz freiwillig - zu zu wenden. Und damit die Menschen etwas von ihm wissen können, musste er sich offenbaren. Aber nicht, indem er seine ganze göttliche Herrlichkeit vor den Menschen präsentierte. Dann wären die Menschen vor Angst vergangen und aus wäre es mit der Freiwilligkeit. Also tritt er auf verschiedene Weisen in die Welt. Mal als Gott, der sein kleines Völkchen, die Israeliten, aus der Sklaverei befreit. Mal als Geisteskraft, mit der die Propheten in seinem Namen sprechen, tadeln oder trösten. Und auch - einmal - indem er selbst wahrer Mensch wird in Jesus Christus, in dem er unser menschliches Leben teilt, sogar in die tiefsten Leiden hinein, damit wir Menschen begreifen, dass der große Gott auch in solchen Situationen uns ganz nahe ist.

Gott zeigt sich als dreifaltiger Gott, nicht, weil ihm die Dreifaltigkeit von jemandem aufgebürdet wurde, sondern weil wir ihn in verschiedenen Aspekten wahrnehmen sollen. Und was wir von der Göttlichkeit erkannt haben, das beten wir auch an, und so benutzen wir beim Gebet immer wieder diese drei Namen: Vater, Sohn und Heiliger Geist und meinen diesen einen Gott.

Wir müssen verantwortlich von unserem Glauben sprechen, auch die, die keine Theologen sind. Aber wenn uns Begriffe und Definitionen fehlen, dann erzählen wir doch einfach wie wir Gott erleben, was uns dabei leicht fällt, und wenn uns etwas schwer fällt, brauchen wir das auch nicht zu leugnen. Gott ist Gott. Vollständig erklären können wir ihn eh nie. Amen.