Bild: Pfarrbriefservice.de

Lesung aus dem Matthäusevangelium (11, 25 - 30)

In jener Zeit sprach Jesus:

Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde,

weil du all das den Weisen und Klugen verborgen,

den Unmündigen aber offenbart hast.

Ja, Vater, so hat es dir gefallen.

Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden;

niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater,

nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will.

Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt.

Ich werde euch Ruhe verschaffen.

Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir;

denn ich bin gütig und von Herzen demütig;

so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.

Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht.


Predigt zum 14. Sonntag im Jahreskreis

Na, sind bei der Lesung Adventsgefühle aufgekommen? "Tochter Zion freue dich, siehe dein König kommt zu dir." Wir singen diesen Text immer als Lied im Advent, obwohl es ursprünglich aus dem Oratorium Judas Makkabäus von Georg Friedrich Händel stammt und das hat absolut nichts mit Advent und Weihnachten zu tun.

Und wir hören diese Lesung auch immer am Palmsonntag, denn hier heißt es ja auch: "er ist demütig und reitet auf einem Esel" und das hat Jesus ja erst auf die Idee gebracht, sich für seinen Einzug in Jerusalem einen Esel zu leihen.

Der Grund, warum wir diese Lesung heute schon wieder hören, liegt am gemeinsamen Stichwort mit dem Matthäusevangelium: "Lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig." Die Demut wird als besondere Eigenschaft des Messias herausgestellt.

Nun ist Demut kein besonders moderner Begriff und wird in der heutigen Zeit auch nicht als erstrebenswertes Ziel gesehen. Zu oft verwechselt man es auch mit "gedemütigt werden", so dass Demut als Unterworfenheit und Niederlage verstanden wird.

Am einfachsten kann man diesen Begriff verstehen, wenn man sich das Gegenteil anschaut: den Hochmut.

Hochmut ist nun wirklich nicht beliebt. Ein hochmütiger Mensch erhebt sich über andere, hält sich für etwas Besseres, glaubt, mehr zu können und mehr zu dürfen. Es ist auch typisch für hochmütige Menschen, ihre Mitmenschen zu demütigen. Und Hochmut führt dazu, Situationen falsch einzuschätzen. "Hochmut kommt vor dem Fall", sagt man, und die Geschichte ist voll mit Beispielen dafür.

Und ein demütiger Mensch macht das alles nicht. Ein demütiger Mensch ist eher ein Realist. Er stellt sich nicht über andere, ordnet sich aber auch nicht sinnlos unter, sondern schätzt seinen Platz und seine Fähigkeiten richtig ein. Man könnte auch als Spitzenpolitiker oder Konzernchef demütig bleiben, auch wenn wir das nicht oft beobachten. Ein demütiger Mensch weiß auch, dass er nicht alles selbst in der Hand hat und dass es unvorhersehbare Ereignisse geben kann. Deswegen ist die Demut auch eine Haltung des Glaubens. Der Gläubige weiß, dass da noch jemand höheres und größeres ist. Das anzuerkennen ist auch nicht demütigend, sondern einfach realistisch.

Und deswegen ruft Jesus dazu auf, die Demut von ihm zu lernen. Das heißt einfach nur, sich möglichst frei zu machen von Hochmut und Egoismus, sich zu öffnen für die Realität der Welt und der Mitmenschen. Und wenn man das gelernt hat, dann ist der Schritt zur tätigen Nächstenliebe und zum Engagement für die Gemeinschaft nur noch ein ganz kleiner. Und der Lohn dafür ist groß: "So werdet ihr Ruhe finden für eure Seele." Demut ist tatsächlich auch eine gute Methode Stress los zu werden und unnötige Plackerei zu vermeiden. Das biete Jesus uns an: "Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich will euch Ruhe verschaffen". Amen.