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Aus dem Matthäusevangelium (9, 9 - 11)

Als Jesus weiterging, sah er einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen

und sagte zu ihm: Folge mir nach!

Da stand Matthäus auf und folgte ihm.

Und als Jesus in seinem Haus beim Essen war, kamen viele Zöllner und Sünder

und aßen zusammen mit ihm und seinen Jüngern.

Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu seinen Jüngern:

Wie kann euer Meister zusammen mit Zöllnern und Sündern essen?

Er hörte es und sagte: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.

Darum lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer.

Denn ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.


Predigt zum 10. Sonntag im Jahreskreis

Stellen Sie sich vor, Sie machen Jemandem ein Geschenk, und der sagt dann: „Das will ich gar nicht haben!" Das gilt im Allgemeinen als unhöflich. Zwar gibt es das bescheidene: „Das wäre doch nicht nötig gewesen!", aber Freude über ein Geschenk muss man zeigen, ob es einem gefällt oder nicht. Selbst wenn es völlig daneben liegt, heißt es immer noch: „Es ist der Gedanke, der zählt.". Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, große auch, und gerade die, die man liebt zu beschenken, ist fester Bestandteil unserer menschlichen Kultur.

Es war auch Bestandteil der religiösen Kultur: Geschenke für die Götter, bestehend aus Standbildern, Tempeln und Opfer. Gerade mit Opfern wollte man den Göttern seine Verehrung erweisen, in dem man Sachen, meistens auch Tiere oder Lebensmittel von sich hergab und sie opferte, indem man sie schlachtete oder verbrannte.

Auch in Israel gab es im Tempel in Jerusalem einen festen Opferkult. Die Priesterschaft war dafür verantwortlich und achtete penibel auf die Einhaltung aller Vorschriften. Das Volk war überzeugt mit diesen Opfern den Willen Gottes zu erfüllen, und ihm dadurch seine Liebe zu zeigen. Es gab aber auch immer wieder kritische Stimmen: mehrere Propheten beklagten, dass die Opfer benutzt wurden, um sich ein reines Gewissen zu erkaufen, eine reine Ersatzhandlung, damit man nach dem Gottesdienst wieder so weitermachen konnte wie bisher.

So verkündete der Propheten Hosea in der Lesung: „Liebe will ich, nicht Schlachtopfer, Gotteserkenntnis statt Brandopfer", und es gibt noch einige mahnende Stellen mehr. Auch Jesus zitiert diese immer wieder, auch in Variationen: „Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer!" Gott sagt durch seine Abgesandte gerade heraus: „Ich will eure Geschenke nicht!" Ich will nicht, dass ihr mir eure Liebe mit Opfern beweist, sondern dass ihr sie mir beweist, indem ihr eure Mitmenschen liebt. Barmherzigkeit, nicht Opfer.

Und das ist natürlich deutlich schwerer: denn Barmherzigkeit können wir unseren Freunden und denen, die uns lieb und wichtig sind, ja kaum erweisen. Mit denen zusammen sein, denen zu helfen und miteinander Spaß zu haben ist ja auch unser eigenes Interesse. Barmherzigkeit kann ich nur einem erweisen, der mir nicht liegt, der anders ist, als ich es mir wünsche. Barmherzig kann ich nur gegenüber einem Menschen sein, mit dem ich eigentlich nichts zu tun haben will, ja, der mit gegenüber vielleicht auch ganz unbarmherzig war.

Wenn wir Gottes Willen erfüllen wollen, ist es tatsächlich der Gedanke der zählt. Kein äußerliches Geschenk, keine Opfer und Riten erhalten die Freundschaft mit Gott, sondern nur die innere Bereitschaft und die Tat, zu allen Menschen offenherzig, freundlich und zum Vergeben bereit zu sein. Amen.