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Aus dem Matthäusevangelium (25, 14 - 30)

In jener Zeit sagte Jesus:
Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden,
die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen.
Macht es nicht wie sie; denn euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet.

So sollt ihr beten:
Unser Vater im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde.
Gib uns heute das Brot, das wir brauchen!
Und erlass uns unsere Schulden,
wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben!
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern rette uns vor dem Bösen!


Predigt zu Silvester

"Das nächste Jahr kann ja nur besser werden!" So haben es viele von uns am vergangenen Silvester gedacht. War es ein besseres Jahr? Was die Pandemie betrifft bestimmt nicht, aber die Pandemie ist ja nicht alles, auch wenn sie praktisch alle unsere Lebensbereiche berührt. Manchen Beziehungen und Familien mag es gut getan zu haben, enger zusammen rücken zu müssen, und manchen Familien sicher nicht. Mancher mag beruflich neue Möglichkeiten und Perspektiven bekommen haben, und für andere ist die Situation viel schwieriger geworden. Für die Natur sind die Einschränkungen definitiv gut, für den gesellschaftlichen Frieden definitiv nicht.

Und dann gibt es ja noch vieles, was von der Pandemie unanbhängig war: die schulischen und Lehrlingsprüfungen haben stattgefunden, junge Menschen beginnen ihre berufliche Karriere, genauso wie Menschen jetzt in den Ruhestand getreten sind, weil eben die Zeit da war. Es wurden Häuser gebaut, Bäume gepflanzt, Lebensräume gestaltet. Menschen wurden geboren und Menschen sind gestorben.

Ob 2021 besser war als 2020 oder man klar empfindet: egal wie, 2022 kann nur besser werden, das ist bei jedem anders, das ändert sich auch nicht dadurch, dass wir alle ein gemeinsames Problem haben.

Im Evangelium haben wir gehört, dass Jesus seinen Jüngern das Beten lehrt. Sie selbst haben ihn darum gebeten. Als Schüler wollten sie ja ihren Lehrer Jesus nachahmen, und das herausstechendste Merkmal an Jesus war ja sein kindliches Vertrauen in Gott. "Vater unser" werden auch wir nachher beten, weil auch wir uns als Kinder Gottes sehen. "Dein Wille geschehe" werden wirr sprechen, meinen damit aber nicht, dass Gott halt das mit uns tun soll, was ihm Spaß macht. Das wäre keine vertrauensvolle Vater-Kind-Beziehung. Nein, sein Wille soll geschehen, in dem wir tun, was sein Wille ist: Liebe, Frieden, Versöhnung. Und "Erlöse uns von dem Bösen" werden wir bitten, und meinen damit nicht irgendeine ominöse gesichtslose böse Macht, sondern alles, was uns vom Guten, das Gott uns wünscht, fern hält. Von allem, dass böse Nachwirkungen und Entwicklungen mit sich bringt. Von allem, was uns bös auf die Nerven geht.

Mit Gott, unserem Vater, gehen wir in das neue Jahr. Was es bringen wird, wissen wir nicht. Aber wir vertrauen, kindlich und ehrlich und so erwarten wir getrost, was kommen mag. Amen.